Prävention von Verletzungen und Überlastungsschäden bei jugendlichen Golfpielern

Golf erfreut sich in den letzten Jahren in Deutschland gerade bei Kindern und Jugendlichen einer zunehmenden Beliebtheit, und einige betreiben Golf als Leistungssport. Verletzungen und Überlastungsschäden können bereits bei jugendlichen Golfspielern auftreten. Ob als Laie oder Leistungssportler – man sollte die Schwachstellen kennen, um präventiv eingreifen zu können.

Wie bei erwachsenen leistungsorientierten Golfspielern auch, stehen insbesondere Rückenschmerzen an erster Stelle der Beschwerden der Jugendlichen. Daneben können Überlastungsbeschwerden auch an den Armen, hier insbesondere am Ellenbogen und Handgelenk sowie an den Kniegelenken auftreten. Bevorzugt wird das linke Kniegelenk des Rechtshänders betroffen. Prinzipiell sind all dies Erkrankungen, die auch den Laiensportler be- treffen können, wenn auch natürlich nicht im selben Ausmaß.

Akute Verletzungen treten beim Golfspielen relativ selten auf. Bei Kindern kommt es häufiger als bei Erwachsenen zu Schädelverletzungen – durch unsachgemäßen Umgang mit Schlägern oder Treffer mit dem Ball. Auch Umknickverletzungen der Sprunggelenke treten auf, insbesondere bei unebenem Gelände und bei Schräglagen. Wesentlich häufiger als akute Verletzungen sind allerdings Überlastungsschäden, bei denen nicht ein einzelnes Ereignis die Verletzung herbeiführt, sondern die immer wiederkehrende gleichförmige Bewegung eine Struktur überlastet und es im Rahmen einer Entzündungsreaktion zu Schmerzen kommt. Typisch hierfür sind die Beschwerden im Sinne eines Golfer-Ellenbogens, der sogenannten Epicondylitis humeri ulnaris, die beim ungeübten Golfspieler häufiger als beim professionellen Spieler auftreten. Hierbei kommt es zu Entzün- dungszuständen an den Unterarmbeuge- sehnen, die ihren Ursprung an der Innenseite des Ellenbogens haben.

Für das Auftreten von Schmerzen am Bewegungsapparat sind verschiedene Ursachen verantwortlich. In vielen Fällen ist eine nicht optimale Schlagtechnik und / oder eine fehlerhafte Schlägerhaltung Grund für das Auftreten von Beschwerden, daneben eine den körperlichen Voraussetzungen nicht angepasste Intensität der Belastung. Daher sind dies auch die wesentlichen und erfolgreichsten Ansatz- punkte für präventive Maßnahmen.
Eine besondere Belastung kommt bei Rück- und Durchschwung der Wirbelsäule vor, da es neben einer Drehung der Wirbelsäule gleichzeitig auch zu einer Seit- neigungund einer Beugung kommt. Diese Kombinationsbewegung belastet die Wirbelsäule insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule und am sogenannten lumbosakralen Übergang, also dem Übergang von der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein. Eine gute muskuläre Stabilität in diesem Bereich ist besonders wichtig, um diese Bewegungen aktiv durch Muskelkraft zu unterstützen und das Auftreten von Überlastungen z. B. an den Wirbelgelenken zu reduzieren.

Krafttraining der Rumpfmuskulatur nimmt daher auch bei allen Spielern der Weltrangliste einen hohen Stellenwert ein. Tiger Woods stellt in der Öffentlichkeit immer wieder die Bedeutung des Krafttrainings bei seinen Trainingsmethoden in den Vordergrund. Eigene Erfahrungen in der Betreuung der leistungsorientierten Jugendspieler des Golf-Clubs St. Leon-Rot (seit 2008 in der Kooperation mit dem Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg) haben gezeigt, dass intensives und regelmäßiges Krafttraining das Auftreten von Rückenschmerzen erheblich reduzieren kann. Anfänglich klagten ca. 75 % der jugendlichen Spieler mindestens einmal innerhalb eines Jahres über Rückenschmerzen, nach Betreuung durch einen Athletiktrainer konnte diese Quote auf ca. 20 % reduziert werden.
Ohne derartige trainingsbegleitende Maßnahmen gelingt es nicht, leistungsorientierte Spieler so in die internationale Spitze zu führen, wie es in der von uns orthopädisch und sportwissenschaftlich betreuten Gruppe in den letzten Jahren gelungen ist – Athletinnen und Athleten, die unter anderem auch auf der „European Tour“ spielen. Selbstverständlich sind auch Kraft und Koordination verbessernde Maßnahmen für Arme und Beine hilfreich. Übungen mit Thera-Bändern und auf instabilen Bodenflächen können hilfreich sein und die Verletzungsquote reduzieren. Insbesondere im Wintertraining sollte hierauf geachtet werden, um die Spieler optimal auf die Wettkampfsaison vorzubereiten.

Bewegungsanalysen können hilfreich sein, um fehlerhafte Bewegungsabläufe aufzudecken und zu beheben. Eine orthopädische Untersuchung sollte regelmäßig (bei leistungsorientierten Spielern mindestens einmal jährlich) erfolgen, um Fehlentwicklungen aufzudecken und therapeutische und präventive Maßnahmen einzuleiten.

von Dr. med. Michael Muschik – ATOS Fleetklinik Hamburg