Deutscher Jannik de Bruyn begeistert mit 64 zum Auftakt der European Open

  • 24-Jähriger spielt sich zum Auftakt des Traditionsturniers der DP World Tour in einen Rausch.
  • Sein Ergebnis von neun unter Par ist das beste der Turniergeschichte auf dem anspruchsvollen Nord Course der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg.
  • Jannik de Bruyn: „Wenn man den Ball da platziert, wo er hinmuss, dann ist auch dieser Platz zu schlagen.“
  • Nebel in den Morgenstunden hatte den Start der 41. Austragung des Events um drei Stunden verzögert. Runde eins wird am frühen Freitagmorgen fortgesetzt.
  • Stimmungsvoller Auftakt bei besten Bedingungen und vielen Fans auf den Naturtribünen: „Es macht schon richtig viel Spaß, am Abschlag zu stehen und aufgeregt zu sein“, sagt Nick Bachem.

30. Mai 2024 – „Ich wusste nicht, wie mir geschieht“: Ein etwas überraschter Jannik de Bruyn eröffnet die 41. Austragung der European Open mit einem lauten Knall – einer sensationellen 64er Runde auf dem anspruchsvollen Nord Course der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg. Der längste Platz der Tour konnte den 24-jährigen Deutschen an diesem Tag nicht stoppen. Der junge Mann vom GC Hösel hatte zuletzt gar nicht zu seinem Spiel gefunden, eine Trainingssession auf der Range am Abend vor der ersten Runde brachte dann das gute Gefühl – und sechs Birdies auf den ersten sieben Löchern. Mit dem besten Rundenergebnis der Turniergeschichte auf dem Nord Course distanzierte er die Konkurrenz um gleich vier Schläge. Am Abend hatten nach einer dreistündigen Nebel-Verzögerung am Morgen noch nicht alle Gruppen die erste Runde beendet.

„Ich habe wirklich über nichts nachgedacht, weil ich nicht so gut drauf war als ich hierherkam“, sagte de Bruyn nach seiner Runde. „Bis gestern Abend um sieben wusste ich gar nicht, wie ich den Ball geradeaus haue. Dann habe ich was gefunden – und das hat dann heute wirklich perfekt funktioniert.“ De Bruyn startete furios und beendete die Runde nach zwei Bogeys an den Löchern 12 und 13 mit unglaublichen vier Birdies ab Loch 15. „Im Endeffekt ist es ja so, dass wenn man den Ball da platziert, wo er hin muss, dann ist auch dieser Platz zu schlagen“, bilanzierte de Bruyn nüchtern seine Runde, die viele gar nicht so kalt ließ. Immer mehr Fans verfolgten den Überraschungsspitzenreiter über den Tag, was auch den Profi freute. „Das war mega. Ich genieße es immer, hier zu spielen. Mir gefällt der Platz echt mega gut und deswegen hatte ich so oder so einfach sehr viel Spaß draußen.“

„Was am Ende rauskommt, steht in den Sternen"
De Bruyn hatte sich vor der Saison über die Q-School auf die Tour spielen können, war bislang jedoch erst bei drei Turnieren am Start gewesen. Zweimal war er am Cut gescheitert, einmal sorgte er bereits mit einem 13. Platz in Indien für Aufsehen. Nun könnte ein weiteres Top-Ergebnis folgen. Zu weit will er aber nicht denken, auch wenn er zugibt, dass ein Heimsieg auf der Tour zu seinen Karrierezielen gehört – es wäre der erste deutsche Sieg in der Heimat auf der DP World Tour seit 16 Jahren, der erste bei den European Open seit Bernhard Langers Sieg 1995.

„Das Einzige, was ich mir vornehme, ist, diese Akzeptanz zu haben, vor und auch während den Runden, wenn Fehler passieren, dann passieren sie“, sagt de Bruyn, der in diesem Jahr zwischen DP World Tour und Challenge Tour pendelt. „Es geht darum, alles zusammenzuhalten und Geduld zu haben. Das ist eigentlich meine einzige Motivation – was da am Ende rauskommt, das steht in den Sternen.“

Danny Willett und Marcel Siem im Mittelfeld, Titelverteidiger vorne dabei
Vier Schläge hinter de Bruyn auf Platz zwei liegen zum Abschluss von Tag eins Laurie Canter (England) und Jack Davidson (Wales) bei fünf unter Par. Major Champion Danny Willett (England) und Publikumsliebling Marcel Siem (Deutschland) starteten holprig in die European Open. Beide unterschrieben eine 76 (+3) und liegen knapp in den Top 100. Titelverteidiger Tom McKibbin startete am späten Nachmittag und setzte sich am Abend mit einer starken 69 (-4) noch auf den geteilten vierten Rang.

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Stimmen zu Runde eins:

Jannik de Bruyn (64, -9):

„Um ehrlich zu sein: Vor allem gestern beim Pro-Am hab ich wirklich sehr, sehr wenig getroffen. Dann bin noch eine halbe Stunde auf der Range gewesen und habe da ein Gefühl bekommen für den Schwung. Das konnte ich heute wirklich perfekt auf dem Platz umsetzen und deswegen hatte ich von jetzt auf gleich einfach unfassbar viel Selbstvertrauen und hab die Schläge dahin gespielt, wo sie hinmüssen. Und ja, dann hat sich das irgendwie so gefügt – ich wusste gar nicht wie mir geschieht. Aber ja, ich bin natürlich sehr, sehr froh darüber, einfach so gut gespielt zu haben.

„Ich genieße es immer hier zu spielen. Mir gefällt der Platz echt mega gut und deswegen hatte ich so oder so einfach sehr viel Spaß draußen. Und wenn man dann gutes Golf spielt, macht‘s umso mehr Spaß. Ich kenne relativ viele Leute hier, die mitgelaufen sind.“

„Wir haben letztens über Karriereziele geredet und da steht ein Sieg zu Hause ganz weit oben. Aber ich bin mir auch dessen bewusst, dass einfach noch so viel Golf zu spielen ist, deswegen mach ich mir darüber keine Gedanken.“

Laurie Canter (68, -5):

„Ich habe gut angefangen und viele Fairways und Grüns getroffen. Das war natürlich sehr wichtig. Die Grüns sind weicher, aber immer noch schnell. Auf dem Platz muss man die richtigen Stellen anspielen, sonst ist es sehr schwierig. Daher muss man Fairways und Grüns treffen, sonst ist das Par in Gefahr. Im Vergleich zur letzten Woche habe ich neue Eisen mit neuen Schäften. Die fühlen sich sehr gut an. Ich bin zufrieden mit meinem Schwung und vor allem mit meinem langen Spiel. Daher kommt mir der Platz entgegen.“

Nicolai von Dellingshausen (71, -2):

„Über den Anfang brauchen wir jetzt nicht reden. Da stand ich noch etwas neben mir nach der Verzögerung. Aber ich habe das Ruder dann sehr gut herumgerissen und ich bin froh, unter Par gespielt zu haben, weil das auf dem Golfplatz nicht einfach ist. Als wir heute Morgen auf den Rundenstart gewartet haben, habe ich eine gesundheitsgefährdende Menge an Koffein zu mir genommen und ein kurzes Nickerchen im Auto gemacht. Da konnten wir ein bisschen Schlaf nachholen. Ich fand es total cool, wie viele Leute schon an der 1 dabei waren und mitgelaufen sind. Der Support ist also auf jeden Fall da. Das ist für uns natürlich immer ein tolles Gefühl, wenn die Leute uns beim Bälleschlagen zuschauen.“

Nick Bachem (72, -1):
„Ich war glücklich, dass ich heute spielen kann. Gestern hatte ich ein paar Probleme mit der Schulter, daher war es etwas überraschend, überhaupt heute zu spielen. Gestern Morgen bin ich aufgewacht und konnte den Arm nicht richtig bewegen. Dann sind wir ins MRT und das dauert immer alles ein wenig. Aber es hat sich zum Glück alles geklärt und ich habe eine Entzündung in der Schulter. Es tut weh, aber es kann nichts kaputt gehen. Heute Morgen habe ich mir einen kleinen Cocktail gemischt und dann konnte es losgehen.“

„Es war ein ziemliches Auf und Ab, aber ich habe es gut zusammengehalten. Ich bin froh, unter Par gespielt zu haben. Für den Regen der vergangenen Tage ist der Platz überraschend gut. Ich habe mich beim Putten jedes Mal gewundert, wie weit der Ball rollt. Die Fairways sind auch wunderbar und der Platz ist schon richtig geil. Es macht richtig Spaß, hier zu spielen. Ich wollte unbedingt heute spielen, weil ich auch weiß, wie viele Leute immer herkommen und für mich es auch immer noch etwas Besonderes, für so vielen Zuschauern zu spielen. Es macht schon richtig viel Spaß, am Abschlag zu stehen und aufgeregt zu sein.“

Marcel Siem (76, +3):

„Eigentlich wollte ich auf der 4 ablegen (über sein Triple-Bogey an Loch 4, d. Red.). Aber die Nummer war perfekt für das Holz 5. Leider habe ich ihn nicht gut getroffen und der Wind hat gedreht. Ich dachte nicht, dass er so kurz wird. Dann ein schlechter Pitch hinterher. Auf der 6 war ich dann einfach frustriert, denn es lief eigentlich ganz gut. Ich hatte viele Chancen, die ich nicht genutzt habe. Ich hätte locker drei, vier unter liegen können. Aber ich fühle mich immer noch unsicher. Das Selbstvertrauen ist noch nicht ganz da nach der Operation. Ist schade, weil es echt Bock gemacht hat. Aber ich bin nicht so weit weg.“

Tiger Christensen, (74, +1):

„Ich hatte kein gutes Warmup, bin aber dann ganz gut gestartet und habe solide gespielt. Ich habe viele gute lange Putts gemacht, was natürlich sehr hilft. Im Vergleich zum letzten Jahr habe ich mich einfach weiterentwickelt. Damals war mein Spiel bei weitem noch nicht so komplett. Jetzt muss ich mich etwas regenerieren. Ich bin noch etwas in einer anderen Zeitzone. Ich habe ein paar Leute aus Falkenstein heute auf dem Platz gesehen. Das war auf jeden Fall sehr cool.“


Der Ticketverkauf für die spektakuläre Woche läuft weiter. Kinder bis einschließlich zwölf Jahren erhalten an allen Turniertagen freien Eintritt zum Turniergelände. Für Jugendliche von 13 bis 17 Jahren gibt es wieder ermäßigte Jugendtickets. Link zum Ticketverkauf: https://europeanopen.golf/tickets/